[ 11goals ] - Interview mit Vivien Beil (S.S.D. Napoli Femminile)

 

Liebe Vivien,

 

1.Welche 3 Dinge faszinieren dich am Fußball?

Fußball hat die wunderschöne Fähigkeit die verschiedensten Menschen zusammenzubringen. Es spielt keine Rolle welches Alter, welches Geschlecht, welche Hautfarbe, welche Nationalität oder was für eine sexuelle Orientierung jemand hat. Fußball ist bunt. Durch Fußball habe ich so viele wunderbare verschiedene Menschen kennengelernt.
Außerdem fasziniert mich am Fußball, dass man einfach nur einen Ball braucht um das Spiel zu spielen. Man kann immer und überall spielen, egal ob bei Regen oder Sonne, Wärme oder Kälte, barfuß am Strand oder mit Schuhen auf einem Acker. Ich denke auch, das dies der Grund ist weshalb Fußball überall auf der Welt existiert und geliebt wird.
Eine weitere Sache, die mich am Fußball fasziniert, ist das sich das Spiel stets weiterentwickelt. Es gibt immer wieder neue junge innovative Trainer, die mit einer neuen Formation oder Rotation dem Fußball einen neuen Stempel aufsetzen. Deshalb lernt man im Fußball auch nie aus. Es gibt immer etwas neues, was man dazulernen kann. Und das liebe ich.

 

2. Dein bislang schönster Fußballmoment? 

Ich denke das ist der Europameistertitel mit der U-17 Nationalmannschaft 2012. Wir haben in einem spannenden Finale Frankreich im Elfmeterschießen geschlagen. Ich konnte mit meiner Vorlage zum 1:1 und meinem verwandelten Elfmeter auch aktiv zu diesem Erfolg beitragen. Mit diesem Titel haben wir uns auch für die U-17 Weltmeisterschaft in Azerbaijan qualifiziert, was ebenfalls ein unglaubliches und unvergessliches Erlebnis war.

3. Was denkst du ist der Schlüssel, um glücklich zu sein? 

Ich bin der Meinung, dass viele Dinge dazugehören um glücklich zu sein. Allerdings würde ich Balance im Leben sehr hoch einstufen. Ein weiterer wichtiger Schlüssel ist, dass man auf sich selbst und seinen Körper hört. Sich selbst treu zu bleiben und seine eigene beste Freundin zu sein. Oftmals sind wir sehr hart mit uns selbst, was sicherlich auch manchmal gefordert und demzufolge gut ist. Aber der einzige Mensch, mit dem wir unser gesamtes Leben verbringen werden, sind wir selbst. Daher ist es extrem wichtig, dass wir eine super Beziehung zu uns selbst haben und diese auch pflegen.


4. Was motiviert dich, bzw. wie motivierst du dich? 

Ich bin eigentlich fast immer motiviert. Die Erwartungen, die ich an mich selbst stelle, reizen mich stets das Beste aus mir selbst herauszuholen. Hinzu kommen natürlich die Ziele der Mannschaft für die ich spiele. Auf individuelle oder Teamziele hinzuarbeiten ist für mich Motivation genug.

5. Welche war die beste Entscheidung in deiner Fußball-Laufbahn? 

Alle. Ich denke, dass jede Entscheidung und jede einzelne Station in meiner Laufbahn ihren Sinn hatte. Natürlich gab es Stationen, die schwieriger waren oder nicht erfüllt haben wonach ich gesucht habe. Aber es gab auch keine die besser war als eine andere. Jede Entscheidung und die damit einhergehenden Erfahrungen hatten ihre positiven und negativen Seiten. Im Nachhinein bereue ich bisher nichts und denke auch nicht, dass es je der Fall sein wird.

 

6. Welche Ziele hast du für dich und mit Neapel?

Mit Neapel ist das Ziel diese Saison definitiv der Klassenerhalt. Momentan sieht es ganz gut aus! Für mich selbst ist das Ziel natürlich weiterhin in einer hochklassigen Liga zu spielen. Wo mein Weg nach dieser Saison hingeht ist noch unsicher, aber ich würde auch gern eines Tages nochmal Champions League spielen.

 

7. Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?

Meine Familie, denn sie unterstützen mich immer und von überall. Ich kann mich immer auf meine Familie verlassen.
Das ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Es ist wirklich wunderschön jeden Tag Fußball spielen zu können und damit mein Leben zu finanzieren.

Ich bin dankbar für all meine Mitspielerinnen, Trainerinnen und auch medizinischen Teams, die mich über die Jahre geformt, entwickelt und auch herausgefordert haben. Ich bin einfach dankbar für alle, die mich auf meinem Weg begleitet haben.

8. Dein Lebensmotto?

Your ultimate power source comes from the neck up, not the neck down.“ – Tim S. Grover

 


9. Dein Leben ohne Fußball wäre…

Auch in Ordnung, aber es würde definitiv etwas fehlen. Während der Corona Pandemie ist mir bewusst geworden wie extrem wichtig der soziale Aspekt vom Fußball ist. Jeden Tag arbeitet man im Team, im Laufe der Karriere lernt man viele verschiedene Menschen kennen und alle arbeiten auf das gleiche Ziel hin. Und dann kommt natürlich auch die tägliche Bewegung hinzu und der Wettkampfgedanke.
Wenn ich kein Fußball spielen würde, würde ich sicherlich einen anderen Teamsport ausüben. Aber ich bin sehr froh, dass ich mein Leben mit Fußball leben kann.

 

10. Sind Frauen wissbegieriger im Training?

Ich habe dies von vielen Trainern, weiblich und männlich, während meiner Karriere gehört . Ich denke es kommt im Allgemeinen auf die Person an, allerdings glaube ich, dass wir Frauen immer eine Begründung brauchen. Warum machen wir diese Passform? Warum spielen wir im Angriffspressing? Wir wollen verstehen, weshalb wir was machen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass wir selbstkritischer sind und stets versuchen uns zu verbessern. Nach dem Training wollen eigentlich immer alle noch länger auf dem Platz bleiben um an ihren Schwächen zu arbeiten oder Standardsituationen einzustudieren. Diese Einstellung liebe ich und es macht extrem viel Spaß in so einer Umgebung zu arbeiten.

 

11. Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?

Es war immer mein Traum mein Hobby zum Beruf zu machen. Mein Job als Fußballspielerin bringt viel Spaß mit sich. Ich denke am Schönsten ist, dass man jeden Tag mit Menschen verbringt, die für das gleiche Ziel arbeiten wie man selbst. Ich denke der soziale Aspekt am Fußball ist etwas, was ich mit der Corona Pandemie noch mehr zu schätzen gelernt habe. Jeden Tag darf ich mit starken Frauen auf dem Platz stehen und hart arbeiten um besser zu werden und gemeinsame Ziele zu erreichen. Für mich ist das mit einer der schönsten Dinge an meinem Beruf.

 

 

Vielen Dank, Vivi! Viel Erfolg in Neapel, gute Besserung und bis bald!